Die einzige Chance auf eine bessere Zukunft besteht darin, sich den Schwierigkeiten der Gegenwart zu stellen. (Seite 325)

 

Cover: SeesternmomenteZum Inhalt

Vor gut einem Jahr hat Steven Roark die Army verlassen und ist nach Hope Harbor gezogen, um sich um seinen Bruder Patrick zu kümmern. Dieser hat offensichtlich ein Alkoholproblem - und will sich nicht helfen lassen. Die Lehrerin Holly Miller wohnt auch noch nicht lange in Hope Harbor; sie hatte eine schwierige Vergangenheit, will hier Abstand davon gewinnen und ein neues, eigenständiges Leben beginnen.
Beide laufen sich immer wieder über den Weg, zumal Patricks Sohn in ihrer Klasse ist. Dabei bleibt ein gewisses Näherkommen nicht aus. Doch beide tragen schwere „Altlasten“ aus früheren Jahren mit sich herum, die für eine neue Beziehung nicht unbedingt förderlich sind. Es scheint mehr als fraglich, ob diese Hürden überwunden werden können.

 

 

 

 

Meine Meinung

Die (wenn auch nur lesemäßige) Rückkehr nach Hope Harbor ist inzwischen schon fast so etwas wie ein Nachhausekommen. Man trifft teilweise dieselben Figuren wieder, ich denke etwa an den Künstler und Tacoverkäufer Charley mit seinen Weisheiten oder die beiden Geistlichen mit ihren Wortgefechten - selbst die Möwen sind noch da. Und es ist die selbe positive Grundstimmung, die sowohl die Kleinstadt wie auch das Buch durchzieht. Die ist teilweise allerdings auch notwendig, denn in diesem Roman hat die Autorin einige sehr schwierige bzw. harte Themen mit verarbeitet.

Was ich allerdings auch wieder empfand, um das gleich zu Beginn zu erwähnen, ist das Gefühl, daß die Geschichte recht routiniert geschrieben wurde. Wie in meiner Rezi zum Vorgängerband erwähnt, hatte ich in den ersten Bänden nicht dieses Gefühl; ein Blick in selbige hat das bestätigt. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen. Wie schon die vorherigen fünf, habe ich es in wenigen Tagen - man könnte fast sagen - verschlungen. So falsch kann der Schreibstil der Autorin also nicht sein.

Steven Roark, der in der „Lavendelfarm“ schon seinen ersten Auftritt als Nebenfigur hatte, avanciert hier, neben der erst vor kurzem zugezogenen Lehrerin Holly Miller, zur Hauptfigur, und schon beim Lesen des Buchrückentextes ahnt man, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird. Beide tragen Belastungen aus ihrer jeweiligen Vergangenheit mit sich, die vor allem Steven veranlassen zu denken, nie mehr eine Beziehung eingehen zu wollen bzw. zu können. Keine neue Konstellation, aber es kommt eben auch und vor allem auf das „wie“ an. Das war hier in Bezug auf beide Protagonisten sehr überzeugend.

Während die Erlebnisse Stevens durchaus heftiger waren, als ich es erwartet habe, war Hollys Geschichte eine ganz andere, als ich vermutet hätte. Vor allem bei Steven hat die Autorin hier sehr aktuelle Themen aufgegriffen; beide Themen hätten auch für unsere Gesellschaft Relevanz, nur daß Auslandseinsätze der Bundeswehr hier mehr oder weniger totgeschwiegen werden. Im Gegensatz zu den USA, wo diese immer wieder thematisiert werden; zuletzt begegnet sind die mir in einem an und für sich „harmlosen“ Film, in welchem eine ehemalige Soldatin vom Auslandseinsatz nach Hause kam und man sich da sogar für ihre Dienste bedankt hat. Das dürfte bei uns so gut wie unmöglich sein!

Das zweite Thema Stevens will ich hier, um nicht zu spoilern, nicht erwähnen, nur daß ich den Verlauf recht realistisch beschrieben fand. Zu den Problemen Hollys schreibe ich ebenfalls nichts; auch diese gingen in eine andere Richtung, als von mir zunächst vermutet und wurden in Art und Konsequenz sehr wirklichkeitsnah von der Autorin dargestellt.

Wie in anderen Büchern der Serie, gibt es noch eine Nebenhandlung um den ebenfalls erst vor Kurzem nach Hope Harbor gezogenen Pete, Hollys Nachbarn, die von ihrer Anlage geeignet wäre, selbst Gegenstand eines Buches zu werden. Ich bin gespannt, ob von den Figuren dieses Bandes im nächsten welche auftauchen, und welche das sein werden.

Der Roman ist auch für sich alleine verständlich, allerdings ist es von großem Vorteil, die Vorgängerbände gelesen zu haben. Denn das Setting wird mehr oder weniger doch als bekannt vorausgesetzt, und Nebenfiguren wie die beiden Geistlichen oder Charley mit seinen Weisheiten werden nicht mehr groß vorgestellt, sie treten mit ihrem unnachahmlichen Charme einfach auf.

Am Ende waren, wie zu erwarten, die Probleme gelöst und einem guten Abschluß zugeführt, der teilweise sogar in den Folgebänden noch wirksam werden dürfte. Hope Harbor hat seinem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht, und ich freue mich schon, der kleinen Küstenstadt in Oregon in absehbarer Zeit bald wieder einen „Besuch“ abstatten zu können.

 

Mein Fazit

Für mein Empfinden etwas routiniert geschrieben, hat mir das Buch doch deutlich besser gefallen als der direkte Vorgänger, was auch an den teils sehr ernsten Themen, die sensibel mit angesprochen und verarbeitet werden, liegt. Auch ein Wohlfühlroman - und das ist er ganz gewißlich - kann zum Nachdenken anregen.

 

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