Ich habe zwar die Welt gesehen.
Aber manchmal frage ich mich... hat sie mich jemals gesehen? (Seite 8)

Cover: Ein Sommer am See

 

 

Zum Inhalt

Für ihren Sender reist Maggy Montgomery um die ganze Welt. Ein Anruf ihres Vaters ruft sie in ihre kleine Heimatstadt in Texas. Dort, wo sie nie wieder hin zurück wollte, muß sie sich nicht nur den aktuellen Problemen ihrer Familie, sondern auch den lange verdrängten Dämonen ihrer Vergangenheit stellen.

 

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Titel und Buchumschlag lassen vermuten, daß es sich hier um einen leichten Sommerroman handelt. Das mag stilistisch zutreffen, denn das Buch ist ausnehmend gut und flüssig lesbar geschrieben, die Seiten flogen nur so dahin. Inhaltlich hat es jedoch deutlich mehr zu bieten, als auf den ersten Blick erkennbar.

Maggy Montgomery führt ein Leben auf der Schnellstraße. Für einen Fernsehsender tätig, reist sie als Kamerafrau ständig um die ganze Welt und filmt für eine erfolgreiche Reisesendung. Bis sie einen Anruf ihres Vaters bekommt, sie möge wegen eines Notfalls sofort nach Hause kommen. „Zu Hause“ bedeutet hier Ivy/Texas - das Städtchen, das sie vor zwölf Jahren verlassen hatte und in das sie nie mehr zurück wollte.

Der „Notfall“ entpuppt sich als ihre Nichte Riley, mit der Maggies Vater nicht mehr zurecht kommt. Wohl oder übel findet sich Maggie in das Unvermeidliche, wobei mehr und mehr deutlich wird, daß es an der Zeit ist, sich den eigenen - verdrängten - Problemen zu stellen.

Die Konstellation, daß jemand nach Jahren zurück in die Heimatstadt kommt, ist nicht neu, so daß es vor allem die Ausführung ist, welche eine solche Geschichte lesenswert macht. Diese hat mir hier gut gefallen. Sicherlich wurde das Rad nicht neu erfunden, aber die Figuren, ihre Probleme - die offensichtlichen wie die, die im Laufe des Buches erst zutage traten - waren glaubhaft und nachvollziehbar beschrieben. Positiv ist mir auch aufgefallen, daß die Figuren durchaus nicht einer Idealvorstellung, z. B. hinsichtlich ihrer Figur oder des Gewichts, entsprechen, sondern ganz normale Menschen sind - eben wie „du und ich“.

Schuld, Vergebung, zerbrochene und kaputte Familie sind die Themen, um die sich die Handlung entspinnt. Das Hauptproblem taucht erst im Verlauf des Buches auf und ist zu Beginn nicht ersichtlich, auch nicht für Maggie, obwohl sie eine der Leidtragenden ist. In Hinsicht dieses Problems, das ich nicht nennen möchte, da das ein ziemlicher Spoiler wäre, fand ich die Entwicklung beängstigend folgerichtig und überzeugend. Dabei schreibt Jenny B. Jones niemals deprimierend, sondern auch in schlimmen Situationen werde ich als Leser nicht so weit hineingezogen, daß es mich mit herunterzieht. Immer wieder scheint der Humor der Autorin auf, so daß sich ernste und leichte Stellen eine gute Waage halten.

Insgesamt hat das Buch auf mich einen Sog ausgeübt, so daß ich es kaum aus der Hand legen konnte und innerhalb von zwei Tagen ausgelesen hatte. Am Ende sind, wie das im Leben meist ist, vielleicht nicht alle offenen Fragen geklärt und Probleme gelöst, aber diese Geschichte ist auserzählt, so daß ich das Buch innerlich ruhig und zufrieden zugeklappt habe. Mit großer Sicherheit werde ich es (mindestens) ein weiteres Mal lesen.

 

Kurzfassung

Ein mit Humor erzählter Roman, der auch vor schwierigen Problemen nicht halt macht. Flüssig lesbar mit meist sympathischen, aber stets glaubhaften Figuren und Entwicklungen.

 

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